Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB)Ausdruck vom 08.12.2024 03:37 Uhr
Ambulante Versorgung in Gefahr: Digitalisierung bislang ohne Mehrwert für Praxen und Patienten
München, 28. August 2023: Die Digitalisierung der ambulanten Versorgung muss die Arbeitsabläufe in den Praxen sinnvoll unterstützen und entlasten, damit wieder mehr Zeit für Diagnostik und Behandlung bleibt. Das fordert die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB). Bisher haben digitale Anwendungen wie Versichertenstammdatenabgleich oder elektronische Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hauptsächlich bei Krankenkassen für effizientere Verwaltungsabläufe gesorgt und damit zu Einsparungen in Millionenhöhe geführt. Der Aufwand hingegen liegt vor allem bei den Ärzten, Psychotherapeuten und medizinischen Fachangestellten (MFA) in den Praxen. Zwar gibt es bereits Anwendungen wie die elektronische Patientenakte, das Notfalldatenmanagement und den elektronischen Medikationsplan, die über die reine Verwaltung hinausgehen und das Potenzial bieten, Diagnostik und Therapie zu unterstützen. Entscheidend für deren Akzeptanz ist, dass sich diese Anwendungen aufwandsarm in den Praxisalltag integrieren lassen und einen spürbaren Nutzen für Patienten und Praxen bieten. Zudem muss sichergestellt sein, dass die sensiblen Patientendaten wirksam geschützt sind und das Selbstbestimmungsrecht der Patienten nicht durch Eingriffe Dritter gefährdet wird.
Damit die Anwendungen in der Telematikinfrastruktur sowie auch das elektronische Rezept, das ab 1. Januar 2024 verpflichtend werden soll, auch einen Mehrwert für Patienten und Praxen entfalten können, muss die Politik jetzt die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, so der Vorstand der KVB, Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp: "Erstens muss die Technik reibungslos funktionieren, und zwar unabhängig vom eingesetzten Praxissystem. Denn unausgereifte Hard- und Software kosten Zeit, Geld und Nerven und führen letztlich zu Ablehnung. Zweitens darf der Gesetzgeber gerade bei noch anfälliger Technik nicht mit Sanktionen drohen. Ziel der Politik muss es sein, Ärzte und Psychotherapeuten als Verfechter und Multiplikatoren der Digitalisierung zu gewinnen. Und drittens muss die Refinanzierung der notwendigen Hard- und Software für die Praxen kostendeckend und unbürokratisch erfolgen."
Der ambulante Sektor kann und wird ein Vorreiter in Bezug auf die Digitalisierung sein, wenn die politischen Rahmenbedingungen passen. Praxen erwarten insbesondere durch die Möglichkeiten des digitalen Austausches von Daten, Unterlagen und Bildern einen großen Mehrwert und eine deutliche Aufwandsentlastung. Dafür braucht es aus Sicht des Vorstands der KVB aber dringend sichere und verlässliche Technik, Planbarkeit in Bezug auf Kosten und den weiteren Ausbau von Anwendungen sowie nicht zuletzt den Wegfall sämtlicher finanzieller Sanktionen.
„PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!“ – Bundesweite Aktion der Kassenärztlichen Vereinigungen
Die KV Bayerns veröffentlicht diese Pressemitteilung im Rahmen der bundesweiten Aktion aller Kassenärztlichen Vereinigungen unter dem Titel "PraxenKollaps – Praxis weg, Gesundheit weg!" .
Heute und in den nächsten Wochen werden alle KVen weitere Pressemitteilungen zu dieser Thematik in ihren Bundesländern veröffentlichen, um auf die schwierige Situation in der ambulanten Versorgung aufmerksam zu machen. Hintergrund sind die Finanzierungsverhandlungen auf Bundesebene, die am 9. August begonnen haben.
Bisheriger Höhepunkt der Aktion war eine gemeinsame Krisensitzung der Vertreterversammlungen aller Kassenärztlichen Vereinigungen gemeinsam mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) am 18. August in Berlin. Rund 800 ärztliche und psychotherapeutische Vertreterinnen und Vertreter aus ganz Deutschland nahmen daran teil.
Mehr Informationen dazu finden Sie auf der Website der KBV unter kbv.de.