Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB)Ausdruck vom 04.07.2025 13:28 Uhr
KVB Logo im Header

Presseinformation Die Ärzteschaft im Nationalsozialismus: Ausstellung "Systemerkrankung" in der KVB zu sehen

München, 4. Juli 2025: Die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) zeigt von Montag, 7. bis Freitag, 25. Juli 2025 in ihrem Foyer in der Elsenheimerstraße 39 in München die Wanderausstellung "Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus". Die Ausstellung dokumentiert die Verstrickung der Ärzteschaft und ihrer Standesvertretungen in das nationalsozialistische Unrechtssystem. Sie basiert auf einem mehrjährigen Forschungsprojekt im Auftrag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) und wurde vom Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin kuratiert.

In Texten, Fotografien, historischen Dokumenten und Medienstationen werden Fallgeschichten von jüdischen Ärztinnen und Ärzten sowie von Medizinerinnen und Medizinern erzählt, die sich aktiv an Zwangssterilisationen, "Euthanasie"-Morden oder Menschenversuchen beteiligten. Der Ausstellungstitel "Systemerkrankung" steht sinnbildlich für die strukturelle Durchdringung des NS-Gedankenguts im medizinischen Alltag jener Zeit.

"Die Wanderausstellung zeigt auf berührende Art und Weise Lebensgeschichten, die wie der Titel der Ausstellung aussagt: hinter jedem dieser Schicksale steckte System. Menschenverachtende Ideologie gepaart mit bürokratischer Gründlichkeit und pervertiertem Agieren von Ärztinnen und Ärzten. Die nicht-jüdische Ärzteschaft Deutschlands hat große Schuld auf sich geladen, indem sie sich an der Entrechtung und Vertreibung ihrer jüdischen Kollegen beteiligte, sie aktiv forcierte und davon profitierte", betont die Vorsitzende der Vertreterversammlung der KBV, Dr. Petra Reis-Berkowicz. "Was damals geschah, geschah nicht im Verborgenen. Jeder, der ärztliche Publikationsmedien oder überhaupt nur Zeitungen las, konnte es wissen."

Der Vorstand der KVB – Dr. Christian Pfeiffer, Dr. Peter Heinz und Dr. Claudia Ritter-Rupp ergänzt: "Die Ausstellung dreht sich um eine schreckliche Zeit mit einer schrecklichen Rolle der Ärzte und es ist wichtig, dass dies nicht totgeschwiegen wird. Gerade in einer Zeit, in der Antisemitismus und Ausgrenzung wieder zunehmen, ist es unsere Pflicht, Verantwortung zu übernehmen und Haltung zu zeigen. Die KVB lädt alle Interessierten herzlich ein, sich mit diesem wichtigen Kapitel der Medizingeschichte auseinanderzusetzen. Wie für die ganze Gesellschaft gilt auch für uns: Entmenschlichung darf in der Medizin niemals wieder Einzug halten!"

Die selbsterklärende Ausstellung inklusive Interviews teils mit Zeitzeugen ist von 7. bis 25. Juli, montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr für Besucherinnen und Besucher geöffnet und eignet sich auch für Schulklassen. Der Eintritt ist frei.

Downloadversionen der Presseinformation

Impressionen von der Wanderausstellung