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KVB-Berater beantworten Fragen zur
Online-Service für die Vermittlung von Praxen und Stellen in Bayern
Bereitschaftsdienst
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Serious Game für Nachwuchsmediziner
Mit der App "Praxisraum" können junge Ärzte spielerisch erleben, wie eine Vertragsarztpraxis aufgebaut und organisiert werden kann. Eine duale Studentin der KVB hat das Spiel einem ausgiebigen Test unterzogen.
Wie hat man sich die Tätigkeit als Gründer oder Leiter einer Arztpraxis vorzustellen, wenn es nicht um die konkrete Behandlung von Patienten geht? Welche Parameter muss man einbeziehen und wie schafft man es, dass in einem gut gefüllten Terminplan die eigene Work-Life-Balance gelingt?
Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung (Zi) hat in Kooperation mit den Kassenärztlichen Vereinigungen ein Praxisplanspiel entwickelt. Seit Oktober 2020 gibt es eine Möglichkeit, die eigene Schwerpunktsetzung im geschützten, virtuellen Rahmen auszuprobieren. Das Spielprinzip: In einer virtuellen Praxis werden die Tätigkeiten eines niedergelassenen Arztes realitätsnah abgebildet, um spielerisch zu erleben, wie eine Vertragsarztpraxis aufgebaut und organisiert ist.
Ziel des Spiels ist der Aufbau einer erfolgreichen Praxis. Der Weg dorthin kann sich jedoch unter Nachwuchsmedizinern – abhängig von der eigenen Schwerpunktsetzung – unterscheiden. Im vereinfachten Setting von "Praxisraum" wird der Erfolg durch drei dynamische Werte bestimmt:
Dies sind natürlich auch in der Realität wichtige Faktoren für die Tätigkeit eines Vertragsarztes. Und konsequenterweise gilt es im Spiel, diese drei Werte optimal aufeinander abzustimmen.
Nach dem unkomplizierten Download der Praxisgründungs-App stellt sich unmittelbar zum Spielstart eine virtuelle Mentorin als Beraterin der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) bei mir vor, die mir fortan zur Unterstützung über den Verlauf des gesamten Spiels zur Verfügung steht. Ich habe auch die Möglichkeit, unter mehreren fiktiven Charakteren ("Avataren") auszuwählen, die – da das Spiel online stattfindet –, auch für andere Spielenden sichtbar sind. Ferner verfüge ich über ein fixes Startbudget in Höhe von 6.000 einer nicht spezifizierten Währung.
Die Beraterin der KV erläutert mir Vor- und Nachteile einer Praxisneugründung und -übernahme sowie die Auswirkungen der Wahl des Praxissitzes. Möchte ich mich eher auf dem Land niederlassen oder bevorzuge ich eine städtische Praxis? Sobald ich mich für eine Praxisform entschieden habe, erscheint die Praxis auf dem Bildschirm mit vordefinierten Kategorien der Räume.
Nun habe ich die Möglichkeit, die Praxis entsprechend meiner Vorstellungen mit medizinischem und nicht medizinischem Inventar auszustatten. Hierzu zählen beispielweise die individuelle Gestaltung des Empfangs, des Warteraums, der Wände und der Dekoration. Außerdem kann ich Personal einstellen und dieses durch Fortbildungen weiterführend qualifizieren. Ein Faktor, der auch bei einer späteren realen Niederlassung sicher sehr wichtig ist.
Auch bei den weiteren Schritten muss ich mich selbst organisieren. Im nächsten Schritt kann ich durch die Kalenderplanung meine eigene Einsatzplanung als Ärztin innerhalb der vertragsärztlichen Versorgung und die darauf abgestimmte Dienstplanung meines Praxispersonals vornehmen. Mein Fachgebiet ist nicht definiert, es besteht jedoch die optionale Möglichkeit, auch belegärztliche Dienste in der Klinik zu übernehmen. Es kann jeweils immer der aktuelle sowie der nächste Praxistag geplant werden, wobei bestimmte Pflichtelemente, wie zum Beispiel eine festgelegte Anzahl an offenen Sprechstunden, die Administration oder Dokumentation einzuplanen sind. Auch die Anzahl der Patienten pro Terminsprechstunde kann ich eigenständig bestimmen. Jeder Praxistag hat 17 sogenannte Terminslots, in die ich die Arbeitsblöcke eintakten kann. Ein – offensichtlich stark komprimierter – Abrechnungszeitraum innerhalb des Spiels besteht aus drei derartigen Tagen. Innerhalb dieser Zeit kann es zusätzlich zu unvorhergesehenen Herausforderungen, sogenannten "Ereignissen", kommen. Urlaubsanforderungen oder kurzfristige Ausfälle seitens des Personals können ebenso passieren wie Gesprächsangebote der KV oder Maßnahmen zum Bevölkerungsschutz als Mehrspieler–Event.
Im Spielverlauf muss ich in diversen Situationen zwischen verschiedenen Entscheidungsmöglichkeiten wählen, wie zum Beispiel, ob ein bestimmter Mitarbeiter eine Gehaltserhöhung bekommt oder ob ich spezielle Dienstleistungsangebote für die Praxis annehmen möchte. Hierbei geht es auch immer darum, die Finanzen selbstständig im Blick zu behalten. Durch die Patienten wird meine Praxis kontinuierlich nach diversen Kriterien bewertet, wobei es sich hierbei lediglich um Zahlenwerte handelt, die keine weiteren Rückschlüsse auf das medizinische Handeln zulassen.
Durch den Multiplayermodus besteht die Möglichkeit, mit anderen Spielenden eine Gemeinschaftspraxis zu gründen, was natürlich zusätzliche Abstimmungsnotwendigkeiten mit sich bringt. Grundsätzlich bin ich als Spielende innerhalb der festgelegten Rahmenbedingungen der Praxisraum-App frei in meinem Handeln und kann die Praxis entsprechend meiner Vorstellungen gestalten.
Das Spiel ist sehr leicht händelbar und folgt einem intuitiven Spielmodus. Bereits nach kurzer Zeit kann sich der Spielende sicher in seiner virtuellen Praxis bewegen. Wie von den Machern des Spiels versprochen, geht es bei dieser Simulation um eine bewusst spielerische Herangehensweise an das betriebswirtschaftliche Know how einer Niederlassung. Der Start in den Praxisbetrieb beispielsweise wird sehr abstrakt dargestellt und auch das Startbudget ist weitgehend realitätsfern.
Da es bei der Praxisraum-App aber darum geht, ein Gefühl dafür zu entwickeln, wie der organisatorische Aufwand einer Praxis aussieht, sind solche Aspekte wie die Höhe des Budgets und Ähnliches nicht von großer Relevanz, da hierdurch die Erfahrung, die Praxisfinanzen im Blick zu behalten und mit den vorhandenen Mitteln zu wirtschaften, nicht eingeschränkt wird.
Die Behandlung der Patienten ist in der App bewusst ausgeklammert und läuft gewissermaßen im Hintergrund ab. Demnach liegt der Fokus explizit nicht auf dem Schwerpunkt Medizin und auch die detaillierte medizinische Versorgung, die spezifische Geräteausstattung sowie die Fachrichtung der Praxis werden deutlich weniger priorisiert als im realen Setting.
Für den Spielenden geht es vor allem darum, in der Praxisorganisation die Gesamtschau aller wichtigen Aspekte miteinzubeziehen und für sich individuell auszutarieren. In dem Spiel kann man einen Praxisgewinn für seine virtuelle Praxis relativ gut erreichen. Um als Praxisinhaber eine gute Work-Life-Balance zu erzielen, ist aber auch darauf zu achten, dass der Terminkalender Puffer enthält und das Personal den Praxisinhaber bestmöglich unterstützt. Wenn man die angesprochenen Vereinfachungen, wie die einfache Abbildung der Qualität oder die Nichtberücksichtigung der Patientenbehandlung außen vor lässt, ist die App "Praxisraum" gut dafür geeignet, um Nachwuchsmedizinern auf spielerische Art und Weise einen Einblick in wesentliche Aspekte für das Führen einer Praxis zu vermitteln.
Text: Sarah Richter (KVB), zuerst erschienen in KVB FORUM 5/2021, S. 19-21
Mehr zur App und den Spielinhalten finden Sie unter www.praxisraum.de